Infectus Hannover

Ein musik-theatraler Spaziergang auf den Spuren der Seuchengeschichte

Coverbild: Infektus Hannover

„Wieso kommen Sie denn nicht näher? Wir brauchen keinen Abstand!“
Kurzweiliges und vergnüglich-skurriles Straßentheater von Pest bis Corona
– inklusive garantierter Infektion mit Information, Sarkasmus und Ironie

16 Aufführungen in 2021-2022 Open Air in Hannnover

Basierend auf historischen Fakten verwandelten die Künstler*innen des Ensemble Megaphon und des Ensemble Sozusingen unter der Regie und Leitung von Lenka Zupkova die vergessenen Epidemien zu musik-theatralen Miniaturen. Im Gewand einer interaktiven Stadtführung zur Seuchengeschichte traf Musik auf Dokumentartheater und Tanzsequenzen. An ausgewählten Plätzen steckten Performer*innen ihr Publikum etwa bei musikalischen Schutzritualen an, selbst zu Akteur*innen zu werden. Die Zuschauer*innen prozessieren durch den Stadtraum und erlebten dabei in performativen Interventionen die vielschichtigen Aspekte der Geschichte von Viren und Seuchen auf die Stadtgesellschaft. Während die Komponistin Tatjana Prelevic Gesang, Musik, Sprache und Perkussion zu musik-theatralen Bildern verwebte, infizierten die Kostüme der bildenden Künstlerin Inge-Rose Lippok durch ihre Vielfalt.  Das Musiktheater Infectus Hannover vergegenwärtigte so sinnlich, bildstark und provokant die Erinnerungen an überstandene Pandemien und machte die Verbindungen ins Heute fühlbar.

Mitwirkende

  • Ensemble Megaphon
  • Lena Castrup /Christiane Ostermayer (Schauspiel)
  • Vlady Bystrov (Blasinstrumente)
  • Grzegorz Krawczak (Violoncello)
  • Kai Altendorf, Willi Hanne (Perkussion)
  • Oren Lazovski (Tanz, Akkordeon)
  • Ensemble Sozusingen
  • Marianne Knoblauch
  • Eva-Maria Kösters
  • Heide Müller
  • Simon Jass
  • Jorge Kröger

Reiseführer*Innen

Regieteam

  • Regie und künstlerische Leitung: Lenka Zupkova
  • Uraufführung frei nach Texten von Tayfun Bademsoy
  • Komposition: Tatjana Prelevic
  • Bühnenbild und Kostüme: Inge Rose Lippok
  • Maske: Kristin Wolter
  • Idee: Marcus Peter

Kritik

Hannover. Was macht Pandemie und Lockdown mit Künstler*innen, die über Monate hinweg auf Live-Auftritte und direkten Publikumskontakt verzichten und sich neu sortieren mussten? Die Antwort gab es am vergangenen Wochenende. Ensemble Megaphon und Ensemble „Sozusingen“ präsentierten einen seuchenhistorisch-musikalischen Stadtrundgang in Hannovers Innenstadt.

“Mit einer genialen Idee ist das Regieteam um Lenka Župkova angetreten und hat ein interdisziplinäres Musiktheater an den Start gebracht. An sechs Originalschauplätzen wurde geschauspielert, rezitiert, gesungen, getanzt und musiziert, was das Zeug hält – stets mit geschichtlich bestens recherchierten Fakten angereichert, augenzwinkernd und äußerst sympathisch präsentiert. Ein kleines aber interessiertes Publikum wurde musik-theatralisch zu den historischen Pandemieplätzen geführt und mit anschaulichen geschichtlichen, extrem berührenden Fakten aus Hannovers Seuchengeschichte konfrontiert. Sinnlich, bildstark und provokant ging es zur Sache – aber stets unterhaltsam. Die Performance, in die selbst die Musiker einbezogen waren, wurde dank der konzeptionell eingeplanten Straßen-Geräusche und Passanten-Gespräche zu einem extrem lebendigen Straßen-Musiktheater. Die Partitur der Montenegrinischen Komponistin Tatjana Prelevic war den Ensembles quasi auf den Leib geschrieben. Aus der langjährigen Zusammenarbeit mit Projektleiterin Lenka Župkova, die das Regie- und Künstler*innenteam anführt, und der bildenden Künstlerin Inge-Rose Lippok, die Bühnenbild und Kostüme entwarf, entstand ein Werk mit bewegenden Tiefen, welches nach den Texten von Tayfun Bademsoy und Katharina Peter realisiert wurde. Oren Lazovski tanzte eindrucksvoll als Todesengel, Tier und Narr und betätigte fast nebenbei noch das Akkordeon, während Klarinettist Vlady Bystrov den Magier und Rattenfänger gab und die Prozession zum jeweils nächsten Platz anführte. Grzegorz Krawczak am Cello als Arzt und Kai Altendorf am Schlagzeug als Alchemist und mittelalterlicher Koch ergänzten das Geschehen. Die Choristen von „Sozusingen“ übernahmen neben der Rolle des griechischen Chores gekonnt und routiniert die Pestmasken-Auftritte und das Rattenregiment. Mit Marianne Knoblauch, Eva-Maria Kösters, Heide Müller, Simon Jass und Jorge Kröger waren erfahrene Stimmkünstler*innen am Werk, die den Abend in jeglicher Hinsicht bereicherten. Geradezu entzückend die Performance von Lena Castrup, die als Reiseführerin, Moderatorin, Quizmasterin, androgynes Wesen, Virus und verführerische Eva auftrat.

Am Ende war das begeisterte Publikum um viele Fakten und einen extrem vergnüglichen Abend reicher. Mit dem berühmten Comedian-Harmonists-Klassiker „Irgendwo, auf der Welt gibt's ein kleines bisschen Glück“ verabschiedeten sich die Ensembles und ernteten verdienten, langanhaltenden Beifall. “ Hans Krauss, Musikwissenschaftler und Journalist

Video-Ausschnitte

Bildergalerie

Fotos: Ghazaleh Ghazanfari, Joachim Puppel, Gerd Kis

Förderer

Fonds Darstellende Künste, MWK Niedersachsen, Stiftung Niedersachsen, Innovationsfond der LHH und der Lotto Stiftung; Kulturbüro LHH Hannover

Für die Konzeption des Projektes erhielt das Megaphon Ensemble das “Reload Stipendium der Kultur Stiftung des Bundes“

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